“Läuft” – Diese Antwort war alles was ich in den letzten Wochen hören wollte, wenn ich meinen Männe abends fragte wie es um die Karre steht.
Mein Freund hat einen Auto-Tick. Ja man muss das schon so nennen. Manche stellen sich ne Protzkarre frisch ab Werk vor die Haustür, andere kaufen sich Modellfahrzeuge aber meiner hat sich seinen amerikanischen Traumwagen, laut röhrend aber renovierungsbedürftig, in Echt gekauft. Und er restauriert ihn gerade…
Es ist ein 1967er Chevrolet Camaro. Einer der legendären Musclecars der Amerikaner. Den Camaro kennt ihr sicher in der neuen Version als Bumblebee in der Transformer Reihe.
Aber das ist die aufgeblasene 21. Jahrhundert Version. Die wollte er natürlich nicht.
Als einer seiner ältesten Freunde im letzen Winter erzählte dass er heiraten wird, war klar: der Camaro wid das Brautauto. Und so hing der 05. Oktober in den letzten Monaten wie ein Samureischwert über dem Wagen und meinem Liebsten.
Seit etwas mehr als einem Jahr restaurierte er ihn. Komplett entkernt, alles Innenleben wurde herausgelöst und zur Seite gestellt. Der Motor wurde überarbeitet, Teile erneuert und die gesamte Karosse abgestrahlt. Der alte goldfarbene Lack musste runter.
Vom Lenkrad bis zum neuen Motorlüfter, vom Benzindeckel bis zu den Bremsklötzen. Alles musste ausgetauscht werden. Alles aber in Amerika bestellt und nur Originalteile die auch für diesen Wagen vorgesehen sind. Das war dem Mann sehr wichtig! Er wollte den Camaro nicht nur aufmotzen sondern originalgetreu restaurieren und den 300 PS wieder ein gebührendes Zuhause geben. Ja, die Karre hat 300 PS. Wenn er den Motor anschmeißt, wackelt das ganze Auto. Und wenn ihr in dann hören könntet. Wie eine Raubkatze die gleich zum Sprung ansetzt um dich zu fressen.
Nun ist so ein Hobby nicht mit Briefmarkensammeln zu vergleichen. Viel Zeit und körperliche Strapazen gehören dazu.
„Ich kann nicht, wir müssen die Türen noch ausrichten und da kommt ein Bekannter vorbei“
„Ich kann nicht, die Benzinwanne muss eingesetzt werden, da werde ich den ganzen Sonntag dran sitzen!“
Diese und noch weitere Antworten konnte ich schon auswendig wenn ich unser Wochenende plante. Das war kein Problem, das Auto war über diese Zeit schon ein Teil unserer Beziehung. Abende in denen er stumm vor seinem Laptop saß und die Lieferung aus Amerika verfolgte oder am Handy seine Liste mit >To Dos< durchging waren keine Seltenheit. Männer leben Stress halt anders aus als manche Frauen. Wenn ich das alles hätte leisten müssen in der Letzen Zeit, wäre ich sicher abends wie ein verrücktes Huhn in der Wohnung auf und ab gerannt.
In den letzten Tagen vor seinem ersten Einsatz hat der Camaro dann noch ein bisschen gezickt und sogar noch mal den ADAC bemüht aber, am Ende hat alles geklappt! Letztes Wochenende war es so weit. Mit weißen Bändern bespannt (nicht zu sehr verkitschen, das macht die Karre schwul, ok…) und aufpoliert bis in die Spitzen, wurde er zum Hochzeitswagen. Der Regen hätte nicht sein müssen aber da hat man ja bekannter Weise keinen Einfluss drauf.
Purer Stolz prangte auf dem Gesicht meines Freundes als er den Wagen laut röhrend für das Brautpaar nach der Kirche anschmiss. Er hat`s geschafft. Jeder von euch der ein Hobby hat für welches er alles gibt, kann das nachvollziehen. Ich habe mich einfach nur wie Bolle für ihn gefreut.
Es ist immer noch einiges zu tun um die Restaurierung vollkommen abzuschließen aber dies soll erst im nächsten Jahr weiter gehen. Gestern haben wir eine Schutzplane über den Wagen gespannt und ihn wie in einen Schlafsack gelegt. Ich bin sehr gespannt wie lange es dauert bis es den Männe kitzelt und er die Plane dann doch wieder herunter reißt um wieder an seinem Schätzchen zu basteln.
Und solange hat er ja noch mich, sein anderes Schätzchen 😉 ich röhre zwar nicht wie eine Raubkatze aber ich brauche auch meine Pflege und das weiß er!
Schreibe einen Kommentar