“Du bist ein Sitzriese, dein langes Kreuz, dein Job – da ist man quasi prädestiniert für sowas!” sagte meine Hausärztin und tippte wie wild in ihr Computerprogramm um mir eine Überweisung zum MRT auszustellen. ” Melde dich mal was dabei heraus gekommen ist” fügte sie hinzu und rauschte aus dem Zimmer.
Ich bückte mich langsam nach meiner Tasche als mir der Schmerz wieder bis in die Wade zuckte. Toll, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Für einen Bandscheibenvorfall bin ich ja wohl noch viel zu jung! Und dabei dachte ich es wäre der Ischias.
Aber fangen wir von vorne an.
Dienstags vor Ostern gönnte ich mir mal wieder mein geliebtes Home-Sportprogramm für definierte Beine ^^nach dem man von der Matte aufsteht und sich fühlt als wäre man gerade 15 km gerannt. Aber in einer guten Art!
Mittwochs merkte ich ein leichtes Ziehen im Rücken und bat den Kollegen mir beim Abladen der 35 kg Papierlieferung zu helfen. So weit so gut.
Donnerstags verarschten mich die Kollegen weil ich bei jedem Aufstehen lief wie eine Oma und ich sagte noch scherzhaft zu unserer Azubine: “Du musst heute alles direkt kapieren, ich kann nicht so oft aufstehen und zu dir rüber laufen.”
Karfreitag stand ich auf und stellte fest das ich den Tag lieber im Stehen verbringen sollte, da es mir mittlerweile bis ins Bein zog.
Samstags morgens hatte ich plötzlich kein Gefühl mehr in meinen rechten Zehen. Nun war es nicht mehr so spaßig!
Der Schmerz war komplett in die Wade gerutscht und ich lief nachts wie ein Zombie durch die Wohnung weil ich keine Ahnung hatte wie ich liegen sollte. Es war zum Würgen.
Meine Schwester katapultiere mich dann Ostersonntag in die Klinik wo ich allerlei Übungen machen sollte. Stehen auf den Zehenspitzen, auf der Hacke, Beine nach innen oder außen drücken und die Fußspitzen anziehen während jemand diese fest hält. Darauf hin bekam ich allerlei Pillen und den Rat nach Ostern noch mal zum Arzt zu gehen. Lasst euch gesagt sein: ich hasse Tabletten und stelle mich an wie der letzte Depp wenn ich eine hinunterschlucken muss. Dienstags ging es dann zu meiner Hausärztin mit der oben genannten Diagnose.
Verdacht auf Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich.
Das konnte es nicht sein! Auch wenn der Schmerz in einer Woche mit Kortison milder wurde, die Taubheit hatte ich immer noch. Also ging es ins MRT. Einen Termin innerhalb 1 Woche zu bekommen war wie ein 6er im Lotto und ich sehr froh bald zu wissen was in meinem Rücken vorging. “Bitte lass es kein Vorfall sein, bitte bitte!!”
Man wird in ein Räumchen geführt, muss sich alle Piercings oder metallischen Gegenstände entfernen, zieht sich bis auf den Schlüppi aus (Oberteil geht auch noch aber für die Mädels – BH muss aus) und bekommt dann einen dieser hübschen blauen OP-Kittel sowie ein paar Badeschlappen.
Auf die Liege und rein in die Röhre. MRT (Magnetresonanztomographie) – Geräte kennt man aus dem Fernsehen und ich wusste schon wie so ein Ding aussieht. Was ich nicht wusste war was es für Geräusche macht. Der nette Herr der mir erklärte wie ich liegen sollte, mir einen Notfallknopf in die Hand gab und mir Kopfhörer aufsetzte, meinte: “Bitte versuchen sie sich nicht zu bewegen. Das Geräusch ist etwas laut. Entspannen sie sich einfach die nächsten 20 Minuten” Entspannung? Wellnesshotel neben ner Großbaustelle vielleicht!
Bitte nicht bewegen, nur atmen! Aha – prima!
Also lag ich da und die Liege fuhr mich in die Röhre hinein. Ich machte lieber die Augen zu. Enge Räume sind nicht so meins aber Gott sein Dank, war es da drinnen hell.
Und dann legte die Maschine los. Es startet mit lauten Piep-Geräuschen und einer Art Knallen. Wenn es sich dann in eine Art Presslufthammer-Geräusch verändert bist du froher für deine Kopfhörer als du es dir vorstellen kannst.
Meine Augen begannen mit dem Knallen mit zu flimmern und ich dachte immer nur: Nicht bewegen, nicht bewegen!
Ein Geräusch erinnerte mich an den Sound den solche nervigen Klingeln machen: määääääääh – wo man am liebsten schreien will: ich hab die Klingel gehört, ich komme ja!
Plötzlich dachte ich meinen Körper durchströhmte eine Art Welle und es ging noch ein paar Zentimeter in die Röhre hinein. Zum Ende ist es einfach nur noch nervig und man ist froh wenn einen die Liege wieder aus dem Gerät heraus befördert.
Wieder angezogen durfte ich eine CD mit Bildern meiner Wirbelsäule mit zu meiner Ärztin nehmen und erhalte den endgültigen Befund diese Woche.
Was man auf den Bildern aber schon erkennen konnte – es ist KEIN Bandscheibenvorfall. Puh war ich erleichtert!
Mein Giropraktiker hat mich dann am letzten Freitag von oben bis unten gerade gestellt. Man konnte es bis ins nächste Ort knacken hören. Seine Diagnose: Mein Kreuzbein ist verkeilt, steht schief bzw. hat eine Fehlstellung. Diese drückt auf einen Nerv der die Taubheit im Fuß auslöst. In den nächsten 3-4 Tagen soll diese sich nun wieder geben.
Ein bisschen Fachsprache:
Im Zustand vollkommener Gesundheit steht die Wirbelsäule senkrecht auf dem „Kreuzbein”. Das ist die Basis. Das Kreuzbein selbst wiederum, ruht waagerecht zwischen den beiden „Beckenschaufeln”. Damit gewährleistet ein waagerecht stehendes Kreuzbein, dass auch der Kopf genau gerade steht! Verschiebungen oder Falschstellungen ziehen unweigerlich Störungen im gesamten Körper nach sich. Falls eine solche Verschiebung vorhanden ist, so nennt man diesen Zustand: „BECKENSCHIEFSTAND”
Typische Ursachen sind Verheben oder der klassische Tritt ins Leere beim Übersehen einer Treppenstufe. Die Folgen sind eine erhöhte Belastung der Bänder, die zu einer Bewegungseinschränkung (Blockade) des Gelenkes führt, und Verspannungen der stabilisierenden Muskulatur. Dies wirkt sich meist durch einseitige Rückenschmerzen aus. Während Bewegung und Wärmeanwendungen die Beschwerden lindern, werden sie durch langes Sitzen verstärkt.
Fotoquelle: http://www.praxis-hartmeier.de/bewegungsapparat.html
Generell habe ich ein Hohlkreuz und dies ist wohl auch keine gute Voraussetzung. Aber haben das nicht viele Menschen?
Schmerzen habe ich immer noch und die Krankengymnastin hat mir die “verklebten” Muskelpartien im Bein hübsch aufgescheucht. Das ist eine Art “Aua-Therapie” aber sie ist wichtig.
So viele Leute haben Probleme mit dem Rücken und wir Büro-Menschen sitzen halt alle zu viel.
Eine gute Haltung und ein starker Rücken müssen dem entgegenwirken. Ich werde nicht akzeptieren dass mich dieser Mist so einschränkt und alles geben dass ich mich bald wieder komplett schmerzfrei bewegen kann.
Im Moment stehe ich in meiner Küche vor dem Herd und lagere meinen Laptop auf einer Art Quarder-Kissen auf das man normalerweise seine Beine in die Stufenlagerung bringen kann. Mein neues Stehbüro!
Es wird schon wieder!
Die Anmeldung fürs Fitnessstudio ist ja schon fast ausgefüllt und die Krankengymnastik wird jetzt erst mal zu Ende gemacht. Meine Rumpf- und Rückenmuskulatur muss gestärkt werden das so etwas nicht wieder passiert.
Es kann natürlich immer wieder passieren – aber lasst euch gesagt sein, darauf habe ich sehr wenig Lust!
Also für alle Rückengeplagten da draußen – wir bekommen das hin.
Ich berichte und schreibe was mir hilft und vielleicht hilft es ja auch jemandem von euch!
Und jetzt – habt eine schöne Woche!
Melanie says
Liebe Nadine,
Außer den Genannten kann ich dir auch den Gang zum Osteopathen empfehlen. Muss man zwar zumeist selbst bezahlen, aber ich hab da bisher nur gute Erfahrungen gemacht.
Gute Besserung
Melanie
Nadine says
Liebe Melanie, danke dir. Im Moment tut die Bewegung einfach gut und ich schaue immer dass ich auch auf der Arbeit mal aufstehe und rum laufe, Sachen im Stehen korrigiere oder mir ausdenke. Beim rumlaufen kann ich eh besser denken:-) Die Krankengymnastik hilft auch! Bin gespannt. Grüße!!